Freunde der etablierten Fußballspielreihe Fifa durften sich am vergangenen Dienstagabend über die Veröffentlichung der Demo zum neuen Ableger Fifa 17 freuen. Da die Verantwortlichen von EA Sports im Vorfeld einige relevante Änderungen an der diesjährigen Version angekündigt hatten, nahm ich mir die Testfassung so schnell wie möglich zur Brust, um über diese früh einen Überblick zu gewinnen, den ich euch selbstverständlich nicht vorenthalten will.

Fühlt sich an wie Fifa

Von den beiden angebotenen Spielmodi testete ich zunächst den konventionellen und allseits bekannten „Anstoß“ und spielte eine erste Runde mit dem einzigen in der Demo verfügbaren deutschen Team, dem FC Bayern München gegen Real Madrid. Natürlich ist das Gameplay grundsätzlich nach wie vor Fifa. Schaut man genauer hin, sind jedoch sofort ein paar Neuerungen erkennbar.

Diese beginnen beim allgemeinen Spielgefühl. Im direkten Vergleich mit dem letztjährigen Vorgänger fällt auf, dass Fifa 17 insgesamt langsamer geworden ist. Sowohl der Ball als auch die Spieler bewegen sich schwerfälliger über den Platz, was sich zumindest am runden Leder positiv in Sachen Realismus äußert. Ist das Spielgerät im letzten Ableger noch bei vergleichsweise schwachem Antritt geradlinig über den Platz geschnellt, so ist nun schon etwas mehr Kraft nötig, damit wuchtige und lange Pässe zustande gebracht werden können. Es kommt außerdem häufiger vor, dass der Ball bei Kontakt mit dem Spieler oder dem Rasen ein wenig springt. Ob dies zum Spielspaß beiträgt oder nicht, ist letztendlich Geschmackssache, aber ich fand spontan Gefallen an der neuen Ballphysik, die, wie viele andere Neuerungen, durch den Wechsel zur Frostbite Engine ermöglicht wurde. Wie bereits erwähnt hat sich auch das Verhalten der Spieler geändert, was besonders die 1-gegen-1 Situationen und Dribblings betrifft. Diese sind jetzt schwieriger zu meistern als zuvor, was selbst Experten wie Leroy Sané vor ernsthafte Probleme stellt, wenn man sich durch die gegnerische Abwehr wieseln will. Auch das Stellungsspiel der Mitspieler hat sich, wenn auch geringfügig, geändert. Sie scheinen insgesamt ein wenig besser auf die Spielidee des Ballführenden einzugehen, was dem leidenschaftlichen Fifa-Zocker nicht nur gelegentlich auffällt.

Neue Standards 

In Puncto Standardsituationen hat man bei EA Sports beschlossen, ein paar neue Techniken zu etablieren, was den älteren Fans der Reihe den Einstieg signifikant erschweren kann. Sowohl beim Freistoß als auch beim Eckball schauen wir dem ausführenden Spieler nicht mehr über die Schulter, sondern bleiben in der Vogelperspektive, von der aus wir beim Freistoß einen normalen Pass ausführen. Bei der Ecke wird es komplizierter: Man muss gleichzeitig zielen und die Härte des Schusses bestimmen, was zunächst nicht sehr anspruchsvoll klingt. Gezielt wird allerdings nicht durch bestimmen eines Einfallswinkels, sondern durch eine Art Fadenkreuz auf dem Boden, dass den Punkt anzeigt, an dem der Ball den Boden erreicht. Diese Änderung konnte ich im ersten Moment nicht nachvollziehen, zumal das alte System gut funktioniert hat und das neue mehr als gewöhnungsbedürftig ist. Auch das Elfmetersystem ist überarbeitet. Man bestimmt die Startposition des Anlaufs und den Schuss selbst, was mehr Realismus, aber auch erhöhten Anspruch verspricht.

Im Großen und Ganzen wartet der Anstoß-Modus, der ja nunmal das Kernstück von Fifa bildet, mit ein paar Neuerungen auf, die aber wie so oft nichts Revolutionäres darstellen und nur einige Variablen in der Fifa-Gleichung verändern.

Der neue Story-Modus

Überaus revolutionär in der Fifa-Reihe ist dafür der Story-Modus namens „The Journey“, welcher ebenfalls in der Demo anspielbar ist. Für diesen hat EA Sports sich sogar Hilfe vom RPG-Experten Bioware geholt, was schon lange vor Veröffentlichung für Aufsehen sorgte. Im präsentierten Spielabschnitt kommen wir als Stürmer Alex Hunter bei unserem neuen Arbeitgeber Manchester United an und dürfen, als Joker eingewechselt, die letzten Spielminuten gegen Chelsea bestreiten. Sowohl vor dem Spiel in der Kabine als auch danach vor den Mikrofonen der Journalisten ist es uns möglich, per gewählter Dialogoptionen den Verlauf unserer Karierre zu beeinflussen. Dabei haben wir die Wahl, uns kämpferisch oder eher cool und abgeklärt zu geben. Mit den richtigen Worten steigt man in der Gunst des Trainers oder der Mannschaft. 

Als ich „The Journey“ anspielte, merkte ich sofort, dass ich während des Matches wesentlich mehr emotional involviert war, als im klassischen Karierre-Modus. Ich wollte um jeden Preis ein Tor schießen, um dem Trainer zu gefallen und meinen fußballerischen Werdegang in verheißungsvolle Bahnen zu lenken. Nach den ersten Minuten im Story-Modus ist meine vorsichtige Prognose, dass er mächtig Freude bereiten wird, besonders bei jenen, die ohnehin lieber für sich als online spielen.

Das soll es jetzt aber erstmal zum kurzen Einblick in Fifa 17 gewesen sein. Eine abschließende Wertung auf Basis einer Demo-Version wird hier natürlich ausfallen, aber ich kann sagen, dass sowohl der Anstoß als auch „The Journey“ Spaß machen und das neue Fifa kein kompletter Fehlgriff sein wird. Alles Weitere wird nach der Veröffentlichung am 29. September hier auf GamePulse folgen. Bis dann.

C.H.